Kurs
Anthropic hat vor kurzem Claude Sonnet 4.5 rausgebracht, das sie als das beste Codierungsmodell der Welt bezeichnen. Zusammen damit hat Anthropic eine Forschungsvorschau namens „Imagine with Claude” veröffentlicht, die Software spontan erstellen kann.
Hey, können nicht alle Modelle Code nach Bedarf erstellen? Also, nicht wie Imagine mit Claude, das nicht mit einem festgelegten Code-Fundament anfängt. Bei Imagine with Claude wird der Code stattdessen in Echtzeit vom Modell generiert, indem es sich vorstellt, was die Anwendung im gegebenen Kontext tun soll, und dann den entsprechenden Code generiert.
In diesem Artikel zeige ich anhand von vier Beispielen, wie Imagine with Claude die Art und Weise, wie wir Software entwickeln und Prototypen erstellen, neu erfinden könnte.
Was ist „Imagine with Claude“?
Imagine with Claude ist eine neue Vorschau-Funktion für Forschungszwecke, die von Anthropic zusammen mit Claude Sonnet 4.5eingeführt wurde.
Das Tool ist exklusiv für Claude Max-Abonnenten für einen begrenzten Zeitraum von 5 Tagen verfügbar und zeigt Echtzeit-Softwareerstellungsfunktionen, mit denen Nutzer sehen können, wie Claude selbstständig benutzerdefinierte Anwendungen von Grund auf neu erstellt.
Mit den coolen agentenbasierten Funktionen von Sonnet 4.5 kombiniert Imagine with Claude logisches Denken, Werkzeuggebrauch und mehrstufige Planung, um innerhalb von Stunden funktionale Codebasen, Benutzeroberflächen und sogar Präsentationen zu erstellen.
Wie kann ich auf „Imagine with Claude“ zugreifen?
Um Imagine mit Claude zu nutzen, kannst du direkt zur Seite „ Seite „Imagine with Claude“ oder auf die Schaltfläche „Möchtest du etwas aus deiner Fantasie erschaffen?” unten rechts in der normalen Claude-Chat-Oberfläche klicken.

Ab dem 30. September ist diese Funktion nur noch für die nächsten fünf Tage für Max-Abonnenten verfügbar. Also, wenn du es ausprobieren willst, beeil dich oder warte auf die Veröffentlichung. Anthropic hat aber noch nicht bestätigt, dass das ein fester Bestandteil von Claude werden wird. Bisher ist es eher so 'ne experimentelle Funktion, um zu zeigen, was das neue Modell Claude Sonnet 4.5 so drauf hat.
Wie funktioniert „Imagine with Claude“?
Die Benutzeroberfläche von Claude Imagine ist ziemlich einfach. Wir haben eine Eingabeaufforderung, wo wir beschreiben können, was wir erstellen wollen. Es gibt auch ein paar Vorschläge, die wir nutzen können, wenn wir es einfach mal ausprobieren wollen und keine Ideen haben.
Der Rest der Benutzeroberfläche besteht nur aus dekorativen, lustigen Elementen; sie bieten keine Funktionen für Imagine with Claude.
Beispiel 1: Einen guten Newsfeed erstellen
Um loszulegen, wollte ich einen der Vorschläge ausprobieren, also hab ich auf den ersten geklickt: „Mach dir einen Newsfeed für gute Nachrichten.“

Hier ist ein Video vom Bauprozess:
In diesem Beispiel sehen wir, dass ein Feed mit guten Nachrichten erstellt wird. Die Nachrichten sind nicht anklickbar; wir können nur die Überschrift, die Zusammenfassung und ein paar Tags sehen. Ansonsten gibt's nur noch einen Knopf zum Aktualisieren des Feeds, der neue gute Nachrichten holt und anzeigt.
Wie du vielleicht im Video gesehen hast, ist das Kontextfenster für diese Forschungsvorschau ziemlich klein.

Beachte, dass die App nur in der Schnittstelle läuft und nicht veröffentlicht werden kann. Wir können den Code auch nicht sehen, und wenn wir die Seite aktualisieren, ist er für immer weg. Also, im Moment ist Claude Image einfach nur eine Funktion, um die Idee zu checken, mit LLMs Code zu erstellen, der sich selbst baut.
Beispiel 2: Ein einfaches Spiel erstellen
Für das zweite Beispiel wollte ich mal was Interaktiveres ausprobieren, also hab ich es gebeten, „ein einfaches Dungeon-Explorer-Spiel zu erstellen“.
Ich hab's dreimal von vorne mit diesem Beispiel versucht, und jedes Mal ist das gleiche Problem aufgetreten. Sobald ich den Player bewegt habe, war er nicht mehr zu sehen.
Hier ist ein Video vom letzten Versuch:
Im Video sieht man, dass der Spieler verschwindet, nachdem ich mich zum ersten Mal nach unten bewege. Danach habe ich zweimal versucht, mich nach rechts zu bewegen, um zu sehen, ob die Münze eingesammelt wird, und das war auch so. Aber alle anderen Münzen wurden auch gleichzeitig eingesammelt.

Nachdem ich die Münzen eingesammelt hatte, hab ich gesagt, dass der Spieler nicht zu sehen ist und dass das behoben werden sollte. Aber es hat nicht geklappt. Alles blieb wie es war. Bei meinen anderen beiden Versuchen ging's mir genauso.
Insgesamt war dieses Beispiel echt enttäuschend.
Beispiel 3: Entwickle eine App zum Verwalten von Lebensläufen
In diesem dritten Beispiel habe ich versucht, eine App zum Verwalten von Lebensläufen zu erstellen. Ich hab diese Eingabeaufforderung benutzt:
Mach mal 'ne Website, um meinen Lebenslauf zu verwalten. Ich will meine ganze Berufserfahrung, meine Fähigkeiten, Sprachen, Veröffentlichungen und alle anderen Infos, die für einen Lebenslauf wichtig sind, hinzufügen können. Dann will ich je nach Job, auf den ich mich bewerbe, einen Teil dieser Infos auswählen, um einen passenden Lebenslauf zu erstellen.
Ich finde, dieses Beispiel hat insgesamt gut funktioniert. Bevor wir ins Detail über den Entstehungsprozess gehen, hier ein Video dazu.
Die App macht genau das, was sie soll. Wir können verschiedene Arten von Infos da reinpacken und dann aussuchen, welche wir nehmen wollen.
Ich bin allerdings auf ein paar Fehler gestoßen. Als ich die zweite Fertigkeit hinzugefügt habe, gab's keinen Speichern-Button.

Das Gute an diesem Beispiel war aber, dass ich eine Kategorie auswählen wollte, die es nicht gab, und sie einfach dynamisch hinzufügen konnte, indem ich Claude Imagine dazu aufgefordert habe.


Der zweite Fehler war, dass der PDF-Export nicht geklappt hat.

Trotz dieser Fehler fand ich, dass dieses Beispiel viel besser funktioniert als das andere. Irgendwie haben wir bis jetzt nur 46 % der Token benutzt, was echt überraschend ist, wenn man bedenkt, dass im Beispiel mit den Nachrichten alle Token so schnell verbraucht wurden.
Wir wissen nicht, wie Claude Imagine im Hintergrund funktioniert, aber dieses Beispiel zeigt, dass das, was wir sehen, anscheinend direkt aus dem aktuellen Kontext generiert wird. Meiner Meinung nach ist das sowohl gut als auch schlecht. Das Gute daran ist, dass man sich damit eine neue Ansicht oder Funktion von Grund auf vorstellen kann, sobald man zum ersten Mal auf eine Schaltfläche klickt.
Aber es sieht so aus, als würde etwas, sobald man es sich mal vorgestellt hat, nicht gespeichert werden und jedes Mal neu vorgestellt werden. Sogar die Infos, die wir eingegeben haben, scheinen aus dem Kontext generiert zu werden, was dazu führen könnte, dass es Infos halluziniert, die wir ihm nie gegeben haben.
Fehlt's dir an Ideen?
Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich jedes Mal, wenn ich dieselbe Eingabeaufforderung benutze, ziemlich ähnliche Ergebnisse bekomme. Ich hab's nochmal mit dem CV-Manager-Prompt versucht und das hier rausbekommen:

Diese zweite Version hat links neue Optionen, zum Beispiel gibt's jetzt einen Abschnitt „Zertifizierungen“. Der Rest ist aber gleich, auch die Infos in den einzelnen Abschnitten.
Weil jede Sitzung mit Clause Imagine nur vorübergehend ist, scheint es besser für Prototypen und das Ausprobieren von Ideen zu passen. Aber dass es jedes Mal fast die gleiche Idee hat, ist echt einschränkend.
Beispiel 4: Eine persönliche Website erstellen
In den vorherigen Beispielen fand ich die Benutzeroberfläche immer ziemlich einfach und wollte mal ein Beispiel ausprobieren, bei dem die Darstellung wichtiger ist. Dafür habe ich darum gebeten, eine persönliche Website zu erstellen, auf der ich meine persönlichen Projekte zeigen kann.
In diesem Beispiel war Imagine with Claude leistungsfähiger und hat die von mir gewünschten Änderungen auf Aufforderung hin umgesetzt. Insbesondere konnte ich:
- Mach es möglich, ein Profilbild auszuwählen.
- Mach die Benutzeroberfläche neu.
Es gab auch ein paar Fehler, zum Beispiel passierte nichts, wenn man auf die Schaltfläche „Projekte anzeigen“ geklickt hat, obwohl Claude Imagine den Klick erkannt hat.
Dieses Beispiel war am Ende auf eine Art interessant, die ich zuerst nicht erwartet hatte. Da die Seite meine Apps zeigen soll, gab's im Inhalt ein paar Beispiel-Apps. Die hatten einen „Demo anzeigen“-Button, und wenn man draufgeklickt hat, musste Claude Imagine sich diese Dummy-Apps tatsächlich vorstellen und sie zeigen.
Für jeden von ihnen hat es ein echtes Beispiel gefunden. Das hat mir irgendwie das Gefühl gegeben, dass es eine App in einer App in einer App gibt, die alle spontan erstellt wurden. Ich fand es echt lustig, damit rumzuspielen.
Dieses Beispiel hat auch gezeigt, dass der Code jedes Mal neu generiert wird. Als ich mit der TaskMaster Pro-Demo rumgespielt hab, hat sich die Benutzeroberfläche der Aufgaben verändert, nachdem ich auf den „AI Sort”-Button geklickt hab, und dann hat sie sich nochmal verändert, als ich das Fenster geschlossen und wieder geöffnet hab.

Die Grenzen von „Imagine with Claude“
Ich denke, die größten Einschränkungen in der aktuellen Vorschau von „Imagine with Claude“ sind:
- Mangelnde Fantasie. Ich dachte mir, dass Claude Imagine ein super Tool sein könnte, um Ideen für eine neue App zu sammeln. Wir könnten ein paar Versionen erstellen und dann die besten Ideen aus jeder davon nehmen. Ich hab aber gemerkt, dass ähnliche Eingabeaufforderungen zu ziemlich ähnlichen Ergebnissen führen.
- Keine Möglichkeit, die App dauerhaft zu veröffentlichen. Sobald wir die Seite aktualisieren, ist alles weg.
- Immer noch ziemlich fehlerhaft. Es hat oft nicht geklappt, die Funktion eines Buttons umzusetzen und Änderungen nach einer Eingabeaufforderung zu machen.
Die coole Idee von „Imagine with Claude“
Das wirklich Neue an Imagine with Claude ist die Idee, Code spontan zu generieren, indem man festlegt, was ein Button machen soll. Das könnte echt revolutionär sein, wenn man es mit einem Software-Editor zusammenbringt.
Bei der Softwareentwicklung mit KI werden LLMs in den Code-Editor eingebaut und haben den Kontext des Codes im Blick. Dann sagt der Entwickler per Text, was die KI ändern soll. Mit Imagine with Claude konnten wir den Schritt mit den Eingabeaufforderungen überspringen. Es könnte in den Editor eingebaut werden, und der Entwickler müsste nur einen Knopf hinzufügen. Wenn du dann während der lokalen Ausführung der App darauf klickst, kann Imagine with Claude seine Funktion ausführen.
Das ist nicht weit weg von dem, was die Demo „Imagine with Claude“ zeigt. Die einzigen fehlenden Schritte sind:
- Integration in eine vorhandene Codebasis.
- Die Änderungen dauerhaft machen. Im Moment sieht es so aus, als würde die Funktionalität jedes Mal neu erfunden werden, aber eigentlich sollte sie nur dann neu erfunden werden, wenn sie noch nicht umgesetzt wurde.
Eine andere Möglichkeit, wie Imagine with Claude echt nützlich sein könnte, wäre, es mit Design-Tools wie Figma zu kombinieren. So kann ein Designer die Benutzeroberfläche gestalten, indem er die Komponenten dort platziert, wo sie gebraucht werden, und dann übernimmt Claude Imagine die Ausführung und setzt die Funktionen hinter den UI-Komponenten um.
Fazit
Imagine with Claude bringt ein echt spannendes neues Konzept für die KI-gestützte Softwareentwicklung, bei dem Funktionen dynamisch je nach Anwendungskontext umgesetzt werden.
Diese Abkehr von expliziten Eingabeaufforderungen könnte die Zukunft des Programmierens sein und Entwicklern echt viel Zeit sparen. Die aktuelle Version ist eher eine coole Tech-Demo als ein echtes Tool für die Entwicklung und auf jeden Fall kein Grund, nur deswegen den Max-Plan zu abonnieren, vor allem weil es sich um eine vorübergehende und experimentelle Version handelt.
Trotz dieser Probleme finde ich das Grundkonzept echt gut. Diese Forschungsvorschau fühlt sich wie ein erster Versuch an, um zu sehen, was möglich ist, und ich bin echt gespannt, wie Anthropic diese coole Idee in der nächsten Version weiterentwickelt.

